Preisen will ich Gott, meine Geliebte,
denn lieblich ist Sie ganz und gar.
Ihre Gegenwart befriedigt meine Seele;
zum Überfließen füllt Sie meine Sinne,
sodass ich sprachlos bin.
Ihre Berührung bringt mich zum Leben;
die Wärme Ihrer Hände
macht mich ganz lebendig.
Ihre Umarmung nährt mich, Körper und Geist;
jeder Teil meines Seins antwortet
auf Ihre Berührung.
Die Schönheit Ihres Antlitzes ist mehr,
als ich ertragen kann;
in Ihrem Blick versinke ich.
Wenn Sie mich anschaut,
kann ich nichts mehr zurückhalten;
wenn Sie um meine Liebe bittet,
bricht all meine Abwehr zusammen;
mein Stolz und meine Selbstkontrolle sind dahin.
O Gott, ich fürchte Deine schreckliche Gnade;
ich habe Angst, mich zu verlieren.
Wenn ich mich in den Strudel
Deiner Liebe begebe,
werde ich die Umarmung überleben?
Und wenn ich in die starke Strömung
Deines Verlangens gerate,
werde ich dem Ertrinken entkommen?
Aber wie soll ich meine Geliebte zurückweisen,
wie kann ich mich der entziehen,
nach der mein Herz sich sehnt?
Am Rand Deines Abgrunds
schaue ich herab und erzittere;
aber mein Blick wird dort
nicht ewig gebannt bleiben.
Selbst im Chaos wirst Du mich tragen,
auch wenn Wellen und Wogen
über mich hingehen,
wirst Du mich noch halten.
Denn Dein ist auch das Chaos,
und im Strudel mächtiger Wasser
bist Du gegenwärtig.
Wenn ich Ihr vertraue,
wird Ihre Kraft nicht von mir weichen,
und ich werde nicht endgültig vernichtet sein.
Auch wenn ich alles Wissen
und alle Sicherheit verliere,
mein Gott wird mich niemals verlassen.
Sie wird mich neu schaffen in beharrlicher Liebe,
sodass ich nicht bangen muss.
Dann will ich meine Geliebte
unter den Menschen preisen,
unter denen, die Gott zu erkennen suchen.
(Janet Morley, Preisen will ich Gott meine Geliebte. Psalmen und Gebete, Freiburg 1989, 11-13.)