Frau des Monats September 2014

Judith BorterIn Zeiten von Spardruck auch in den Kirchen ist es eine erfreuliche Nachricht, wenn eine Genderstelle nach dem Abgang der Stelleninhaberin weiter besteht und durch eine junge Fachfrau neu besetzt werden kann. So auf der Fachstelle für Genderfragen und Erwachsenenbildung der Evangelisch-reformierten Kirche Baselland.
So freuen wir uns, euch als Frau des Monats September Judith Borter vorstellen zu können. Die Theologin und Genderfachfrau nimmt in einem 50%-Pensum vielfältige Aufgaben wahr:

Einerseits in Projekten für junge Frauen, wie dem «Nimms an die Hand» – mit der Gruppe 14. Juni. Da ist sie in der Projektleitung: www.entscheidezumglueck.ch. Neu gestartet mit ihr ist ein Mentoringprojekt mit den entsprechenden Fachstellen der Zürcher und Aargauer Reformierten Kirchen, welches den Namen «Frauen in Kirchenleitungen» trägt (dazu kann frau sich noch anmelden: Flyer). Daneben begleitet sie eine Gruppe alleinerziehender Mütter.

Die Arbeit mit Männern und Knaben ist ihr an ihrer Stelle genauso wichtig. In nächster Zukunft möchte sie gerne mal ein Bubenprojekt durchführen. Einen Väter-Kinderanlass mit dem Liedermacher und Kinderbuchautor Linard Bardill wurde bereits im Frühjahr veranstaltet. Ein halbjährliches Erwachsenenbildungsprogramm ergänzt das vielfältige Angebots-Portfolio.

Judith Borter ist zudem für die «Kaderkurse» verantwortlich. Das sind Weiterbildungen ehrenamtlicher Amträgerinnen und Amtsträger. Und sie leitet eine Intervisionsgruppen für kirchliche Behördenmitglieder.

Ich habe Judith Borter noch einige Fragen gestellt:

  1. Hat unter dem Label «Gender» auch noch anwaltschaftliches Engagement für Frauen wie Männer Platz?
    Ja, klar! Unsere Fachstelle ist Fachstelle für Geschlechterdemokratie. Da gehört anwaltschaftliches Engagement dazu. Nehmen wir beispielsweise die momentan an vielen Orten diskutierte rechtlich verankerte gemeinsame elterliche Sorge: Dieses Thema diskutieren wir mit Frauen und Männern, mit Vätern und Müttern und versuchen uns – wo möglich und im Rahmen unserer Kapazitäten –für beide einzusetzen. Die Fachstelle steht für eine offene und solidarische Kirche ein. Dazu gehört auch anwaltschaftliches Engagement.
  2. Braucht es in den evangelisch-reformierten Kirchen Frauenförderung? Oder: Ist die Gleichstellung in den Kirchen erreicht?
    Es braucht Frauenförderung und Männerförderung. So müssen wir Männer dazu auffordern mehr Verantwortung in der «Alltagskirche» zu übernehmen. Warum gibt es immer noch so wenige Männer, die beim Kirchenkaffee oder im «Fyre mit de Chlyne mitmachen?» – müssen wir uns als Kirche fragen lassen.
    Leitende Frauen sind in den Kirchen leider massiv untervertreten. Wir müssen in diesem Bereich die Einstiegs-und Arbeitsbedingungen unter die Lupe nehmen. Deshalb wird nun von den Kantonalkirchen AG, ZH und BL das Mentoringprojekt «Frauen in die Kirchenleitungen» lanciert.
  3. Welchen Stellenwert hat die Feministische Theologie an der Fachstelle für Genderfragen und Erwachsenenbildung der ERK BL?
    Die Feministische Theologie wirft Fragen auf, mit der sich auch die Fachstelle G & B der ERK BL beschäftigt und hat in vielen Bereichen den Weg für wichtige Veränderungen angestossen. Mit der Fem. Theologie als EINER theoretischen Perspektive; einer  hermeneutischen Zugangsform im Hintergrund, steht die Fachstelle für geschlechtergerechte Theologie ein und spricht Menschen in und ausserhalb der Kirche an.

Die Arbeit im Gleichstellungsbereich und der Männer- und Frauenarbeit geht Judith Borter also sicher nicht aus. Wir wünschen ihr dazu viel Mumm und Freude!
(verfasst von Esther Gisler Fischer)